Gedenkstätte in der JVA -Wolfenbüttel

Das Seminarfach in Jahrgang 12 bei Herrn Traumann hat das Thema „Diversität“ in den Fokus genommen. Zu diesem Thema ist die Gedenkstätte ein idealer Ort, da hier im Gefängnis in der Nazi-Zeit Menschen unterschiedlichster Art einsitzen mussten. Handwerker, Ehefrauen und Homosexuelle. Die letztgenannte Gruppe war prozentual die – nach den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern – am meisten hingerichtete Gruppe in Nazi-Deutschland. Beim Workshop mit Herrn Dr. Partington zum Thema §175 wurde schnell klar, dass ein fast hundert Jahre altes Unrecht erst 1969 juristisch ein Ende fand.

Zu Beginn des Kaiserreiches im Jahre 1871/72 wurde Homosexualität unter Strafe gestellt (Paragraf 175). Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg entwickelte sich eine starke Unterstützungsszene für die Rechte der Homosexuellen in der Weimarer Zeit. Mit der Machtergreifung der Nazis im Jahre 1933 fand wiederum eine extreme Verschärfung der Verfolgung statt. Jetzt war es möglich Männer zu verhaften und ins Gefängnis zu werfen, wenn sie sich länger anschauten oder etwa berührten. Zwar endete mit der Nazi-Herrschaft im Jahre 1945 die brutale Verfolgung von homosexuellen Männern, aber Haftstrafen waren bis in das Jahr 1969 weiterhin möglich.

So hatte der Ausflug des Seminarfachs einige Türen und Horizonte geöffnet, um unterschiedlichste Themen für mögliche Seminarfacharbeiten herauszubilden. Traurig ist die Tatsache, dass der Paragraph 175 erst 1994 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen wurde. Und weitere Jahre vergingen, bis das Rehabilitationsgesetz verabschiedet wurde. Dies geschah im Jahre 2017, sodass jahrzehntelange Verfolgung, Diskriminierung und Ausgrenzung ein Ende fanden (Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten/ Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel, Celle 2019).

TRA

Erstellt: 24.09.2023 | Kategorie(n): Aktuelles aus der Schule