Woyzeck – der „Fall“ eines psychisch Kranken
„Er ist so dumm, so abscheulich dumm!“ Mord, Enttäuschung, Verwirrung, Verzweiflung. – Woyzeck – die wohl berühmteste Figur Georg Büchners. Sie wird Ausgangspunkt der theatralen Auseinandersetzung mit dem Thema psychische Krankheit und Gesellschaft.
Was treibt einen treuen, herzensguten Menschen zu dem Mord an einer geliebten Person? Was hat das mit uns zu tun, mit unserer Zeit, unserer Gesellschaft, unserem Umgang miteinander?
Mit diesen und weiteren Fragen setze sich der Darstellendende Spiel Kurs des 12. Jahrgangs im zweiten Halbjahr des Schuljahrs 22/23 unter der Leitung von Beatrice Franke intensiv auseinander und baute damit auf den Deutschunterricht des ersten Halbjahres auf.
Mithilfe dramaturgischer Sitzungen formulierten die Schülerinnen und Schüler eine eigene Inszenierungsintention, reduzierten das vorliegende Material und ordneten die selbst gestalteten Szenen mithilfe dramaturgischer Verfahren in eine ausdrucksstarke Gesamtkomposition.
Im Rückgriff auf ästhetische Mittel wie Tanz, chorisches Sprechen, Figurensplitting, sowie den Einsatz von Offtexten und Lichteffekten wird das ausdrucksstarke Bild eines psychisch Kranken gezeichnet, der durch seine äußeren Umstände überfordert und zum Äußersten getrieben wird.
Durch den Bruch der vierten Wand, das aktive Agieren der Spieler und Spielerinnen aus dem Publikum, lockt die Gruppe die Zuschauer aus ihrer Komfortzone und fordert sie zur eigenen Positionierung heraus.
Während Woyzeck noch zu Beginn als eine kalte, verwirrte und brutale literarische Figur wirkt, rückt sie durch Prozess und Inszenierung sowohl Publikum als auch Spielenden näher und forderte uns alle heraus, eine neue Umgangsweise mit psychischen Erkrankungen in der Gesellschaft zu finden.
Das Publikum nimmt den Darstellern dieses ehrliche Ringen ab, lässt sich auf die Emotionalität der Vorstellung ein und dankt ihnen mit Applaus regem Austausch im Anschluss an die Aufführung.
Beatrice Franke (Lehrerin für Darstellendes Spiel und Deutsch)
Die Fotos stammen von Mirko Gummich.